![]() |
|
![]() |
EVOLUTION |
Charles Darwin |
![]() |
|
![]() |
Charles Robert Darwin wurde am 12. Februar 1809 als Sohn eines Arztes in Shrewsbury (Großbritannien) geboren. 1825 begann er auf Anweisung seines Vaters ein Medizinstudium in Edinburgh, welches er 1827 abbrach. In der Folge begann er, wiederum auf Befehl seines Vaters, ein Theologiestudium, das er aber nur halbherzig betrieb, denn die Biologie interessierte ihn wesentlich mehr. Parallel zum Studium der Theologie in Cambridge beschäftigte er sich so intensiv mit Biologie und Geologie, dass er 1831 auf Empfehlung eines einflussreichen Mentors eingeladen wurde, als Naturforscher bei einer Expedition nach Südamerika mitzumachen. Aus der für 2 Jahre geplanten Reise wurde schließlich eine 5 Jahre dauernde Weltreise. Im Dezember 1831 verließ das Forschungsschiff "Beagle" mit Darwin an Bord den Hafen von Plymouth. Ende Februar 1832 wurde Rio de Janeiro erreicht. Nach längerem Aufenthalt segelte die Beagle weiter nach Feuerland. Im August und September 1834 überquerte Darwin die Anden und entdeckte in großer Höhe Meeresfossilien. Im September 1835 steuerte die Beagle die am Äquator liegenden Galapagos-Inseln an. Die Flora und Fauna dieser Inseln hinterließen bei Darwin einen unauslöschlichen Eindruck. ![]() Abb.: Die Darwinfinken. Siehe auch unter Artentstehung. Die Weiterreise der Beagle erfolgte über Tahiti, Neuseeland, Australien, Tasmanien, Keeling-Inseln, Mauritius, Kap der guten Hoffnung, St. Helena, Ascension, Bahia und Pernambuco. Am 2. Oktober 1836 erreichte das Expeditionsschiff England. Darwin reiste sofort nach Cambridge, um seine auf der Expedition gesammelten Stücke zu ordnen und zu studieren. 1837 übersiedelte er nach London. 1839 heiratete er und im selben Jahr erschien sein erstes Buch, ein Reisebericht der Expedition.
Abbildungen rechts: Rankenfußkrebse Darwin scheute sich lange, seine Theorie von der Abstammung der Arten zu veröffentlichen, denn die Theologen regierten damals nicht nur in Rom, sondern auch in England bis in die Naturwissenschaften hinein. Es war für angehende Wissenschaftler gefährlich, sich mit der Kirche anzulegen. 1855 bekam Darwin unerwartet einen Konkurrenten, denn der Biologe Alfred Russell Wallace hatte einen Aufsatz veröffentlicht "Essay on the Law which has regulated the Introduction of New Species." ("Essay über das Gesetz, welches die Entstehung neuer Arten reguliert hat"). Wegen seiner großen Verdienste um die Wissenschaften wurde er in der Westminster Abbey beigesetzt. Sein Lebenswerk umfasst 26 (zum Teil sehr umfangreiche) Bücher, 9 Beiträge zu anderen Büchern, an die hundert Aufsätze und viele Briefe. Der harte Kern der Darwinschen Theorien kann folgendermaßen beschrieben werden: In jeder Tier- und Pflanzenart gibt es mehrere Varianten in Form und Leistung. Die jeweils am besten an die Umweltbedingungen (Temperatur, Licht, Nahrungsangebote usw.) angepassten Varianten haben eine etwas bessere Chance zur Fortpflanzung. Die äußeren Umstände wählen die jeweils besser angepassten Varianten aus. Dieser Mechanismus führt über sehr lange Zeiträume (tausende Generationen) zu Verschiebungen in der Häufigkeitsverteilung der Varianten und schließlich, bedingt durch zeitliche und räumliche Trennung, zur Entstehung neuer Arten und zur Zurückdrängung oder zum totalen Verschwinden schlechter angepasster Typen. Diesen Gesetzen des Entstehens, Kommens, Veränderns und Gehens sind alle Lebewesen und somit auch der Mensch unterworfen. Obwohl Darwins Theorie, vor allem durch die damals noch unbekannten Gesetze der Vererbung (Genetik), noch Lücken aufwies, zählt Darwins Lehre in seinen Grundzügen zum Standard in der wissenschaftlichen Biologie. In der Zwischenzeit mutierten Darwins Theorien durch rasch anwachsende Erkenntnisse zunächst zur "erweiterten synthetischen Evolutionstheorie". Eine kleine Gruppe von Theologen und Philosophen ließ und lässt sich all das nicht bieten. Darwin wurde überschüttet mit Hohn und Spott, und heute noch wird sein Werk außerhalb der Naturwissenschaften hie und da noch in Frage gestellt. Der Fehler der Kritiker, man darf und muss es offen aussprechen, liegt in ihrem mangelnden Wissensstand. Wenn beispielsweise jemand den "Neodarwinismus" kritisiert, so betrifft das die Zeit vor der Mitte des 20. Jahrhunderts. Inzwischen ist die Wissenschaft aber im 21. Jahrhundert angekommen. Die Diskussionen um Darwins Theorien sind im Wesentlichen abgeschlossen. Der Hauptvorwurf gegen ihn lautet, er hätte die offensichtlich falsche These vom Überleben des Stärksten vertreten. Einer derart simplen Ausdrucksweise hat sich Darwin nie bedient. Den Ausdruck "Survival of the Fittest" hat Darwin übernommen. Er taucht erst in späteren Auflagen seiner Bücher auf und wird heute noch gelegentlich falsch übersetzt. Diese falsche Übersetzung wurde sogar in Form einer politischen Entwicklung (Sozialdarwinismus) missbraucht. Was Darwin wirklich meinte, beschrieb er in seinen wissenschaftlichen Publikationen mit einer Präzision, die man bei seinen Kritikern weitgehend vermisst. Der Grund für die scharfen Kritiken an Darwins Thesen liegt in der Behauptung, dass auch die Entstehung der Arten Naturgesetzen unterworfen sind. Das Leben aber galt als naturwissenschaftlich unantastbar. Nur Theologen und Philosophen durften zum Kern des Lebens mittels Geisteskraft vordringen. Tatsächlich hatte sich Darwin, obwohl er ein abgeschlossenes Theologiestudium vorweisen konnte, vom christlichen Glauben verabschiedet, doch dies war nicht der Kern seiner Wissenschaft. Der verstorbene Theologe und Biologe Joachim Illies versuchte in seiner Darwinkritik "Der Jahrhundertirrtum" eine Synthese von moderner Biologie und Religion zu bilden. Der Fehler von Illies und aller anderen Kreationisten liegt schon im Ansatz. Keine Wissenschaft ist in der Lage, die Existenz Gottes schlüssig zu beweisen oder zu widerlegen. Naturwissenschaft und Religion widersprechen einander nicht, sind aber auch nicht in der Lage, einander zu bestätigen. Darwin hatte trotz seiner agnostischen Gesinnung niemals versucht, einen Schöpfergott zu widerlegen. Das Fundament seines Lebenswerkes war einzig die wissenschaftliche Redlichkeit. In den Naturwissenschaften gibt es keinen Platz für Ideologien. Es gibt daher auch keinen Newtonismus, keinen Einsteinismus, keinen Keplerismus, keinen Mendelismus und keinen Planckismus. Es gibt heute auch keinen Darwinismus mehr, zumindest nicht unter den heutigen Biologen, die seine Schriften kennen. Die moderne Evolutionstheorie begann mit Darwin und ist heute eine Synthese aus Erkenntnissen der Zoologie, Botanik, Geologie, Paläontologie, der vergleichenden Anatomie und Physiologie, der Genetik sowie der Molekularbiologie und Biochemie. Nach dem Darwinismus kam der Neodarwinismus, später die "synthetische Evolutionstheorie". Wir sprechen heute von einer "erweiterten synthetischen Evolutionstheorie", deren Kern immer noch von Darwin stammt. Die Frage, ob nun Darwin Recht hatte oder nicht, kann wegen der Fülle seines Werkes nicht einfach beantwortet werden. Fest steht, dass er in den wesentlichen Punkten Recht hatte. Der Leitfaden seiner Theorien wurde bis zum heutigen Tag unzählige Male bestätigt. Die zahlreichen Versteinerungen von Tieren und Pflanzen zeigen ein so klares Bild unserer Vergangenheit, dass die Evolution des Lebens längst als Tatsache gesehen wird. Seit den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts kann die Evolutionsgenetik durch die Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden die Entstehung von Arten direkt beobachten. Die Biologen sprechen in diesem Zusammenhang von "Species in statu nascendi" ("Arten im Entstehungsstadium"). Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelang es Genetikern nach und nach die
genetischen Grundlagen der Entstehung der Tier- und Pflanzenstämme
zu entschlüsseln. Einer der größten Durchbrüche war
der Nachweis des Ursprungs der Wirbeltiere. Teils verwundert teils verärgert verfolgen Biologen, wie einige Kreationisten die Theorien Darwins regelmäßig "widerlegen." Es wird dabei völlig vergessen, dass Darwins Theorie eine Selektionstheorie ist. Von Genen hatte Darwin keine Ahnung. Es hätte auch keinen Sinn, dem großen Physiker und Mathematiker Isaac Newton vorzuwerfen, seine Theorie der modernen Mechanik sei mangelhaft, weil die Quantenphysik fehlt. Tatsächlich finden sich in Darwins Schriften, vor allem was die Beurteilung von Naturvölkern betrifft, einige Gedanken, die aus heutiger Sicht nicht haltbar sind. Darwins Theorien wurden aber - wie erwähnt - längst weiter entwickelt und durch die Erkenntnisse der modernen Biologie, insbesondere der Genetik, erweitert. Die auf Darwins Abstammungstheorie basierende moderne Evolutionstheorie hat sich insgesamt und - überprüfbar - als konkurrenzloses Erklärungsmodell für die belebte Natur erwiesen. Andere "Theorien" wie etwa die unzähligen und unüberschaubaren Schulen des "Kreationismus" oder des "Intelligent Design" argumentieren mit religiös unterlegten und somit nicht überprüfbaren Kritiken an der Evolutionstheorie. Aus diesem Grunde können die Vertreter der Kreationisten und des "Intelligent Design" keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben. Dies ist der Grund, warum die Biologen diese Pseusowissenschaften, wenn überhaupt, nur gelegentlich wahrnehmen und sich mit diesem "Theorien" genauso wenig beschäftigen, wie die Astronomen mit einer "umstrittenen" Gestalt der Erde. © Dr. Rudolf Öller |
![]() |
Welt der Biologie |
![]() |
Anatomie/Physiologie | Botanik | Cytologie |
Evolution | Genetik | Humanbiologie | Ökologie |
Sexualbiologie | Zoologie | Geschichte | Texte, Referate |
Sehenswert | Kontakt | Physik |